Was bedeutet Wundliegen?

Wundliegen wird auch Druckgeschwür, Liegegeschwür oder Dekubitus genannt. Wundliegen entsteht bei langem Liegen oder Sitzen in gleicher Position, ohne dass die Haut entlastet wird. Dauert der Druck längere Zeit an oder wird für kurze Zeit ein besonders hoher Druck auf das Gewebe ausgeübt, sterben die betroffenen Hautzellen ab.

Falsches Bewegen des Pflegebedürftigen kann auch zu einem Dekubitus führen, durch Reibung der Haut und sogenannte Scherung. Dabei verschiebt sich die oberste Hautschicht, die unteren Hautschichten verschieben sich nicht und es kommt zu tiefliegenden Verletzungen des Gewebes.

Anfangs können Sie eine Rötung der Haut beobachten. Diese Stelle kann sich zu einer offenen Wunde entwickeln. In schweren Fällen reicht sie sogar bis zu den Knochen und kann sehr schmerzhaft sein.

Wundliegen: Ursachen, Risiko, Vorbeugen

Wundliegen entsteht bei langem Sitzen oder Liegen in gleicher Position.

  • Besonders gefährdete Stellen sind nach Häufigkeit das Gesäß (Kreuz- und Steißbein), Fersen, Hüften, Wirbelsäule, Schultern, Hinterkopf und Ohren
  • Menschen, deren Haut häufig und lange feucht ist, z. B. durch Schweiß und Urin und solche mit Wahrnehmungsstörungen haben ein besonders hohes Risiko, ein Druckgeschwür zu entwickeln
  • Wichtig, um dem Wundliegen vorzubeugen ist, für ausreichend Bewegung und trockene Haut zu sorgen, die Haut regelmäßig zu inspizieren und Empfindungen wie Hautjucken und -kribbeln des Betroffenen zu beachten.

Welche Stellen am Körper sind gefährdet?

Ein Druckgeschwür entsteht fast immer an Stellen, wo sich Knochen direkt unter der Haut befinden. Dazu zählen Kreuz- und Steißbein, die Fersen, die Hüften in der Seitenlage, die Schulterblätter, Knöchel, Ellenbogen, das Ohr und der Hinterkopf.

Auch Gegenstände, wie Blasenkatheter, Nasensonden oder Falten im Bett können Druck verursachen und zu einer Wunde führen.

Dekubitus – häufig betroffene Körperstellen:

Gefährdet in Rückenlage: Hinterkopf, Wirbelsäule, Wirbelvorsprünge, Schulterblätter, Ellenbogen, Kreuzbeinregion/Steiß (hier entstehen 40 – 60 Prozent aller Druckgeschwüre), Sitzbeinhöcker, Fersen (Die Häufigkeit liegt bei 18 – 24 Prozent)

Gefährdet in Seitenlage: Ohren, Hüfte (16 – 20 Prozent aller Druckgeschwüre), Knie, Fußknöchel

Dekubitus Kategorien und deren Beschreibungen

Bei einem Dekubitus der Kategorie I handelt es sich um eine lokal begrenzte, gerötete Hautstelle. Die Hautoberfläche ist bei dieser Dekubituskategorie noch intakt. Man spricht bei dieser Kategorie auch von einer nicht wegdrückbaren Hautrötung. „Nicht wegdrückbar“ bedeutet: wenn Sie mit dem Finger auf die gerötete Stelle drücken, wird diese nach dem Loslassen NICHT weiß, sondern bleibt gerötet. Dies ist der sogenannte „Fingertest“.


Wichtig zu wissen ist, dass die Rötung die Folge einer verminderten Durchblutung und Versorgung des Gewebes darstellt und es sich bereits um eine Gewebeschädigung handelt, die sofortige Maßnahmen der Druckentlastung erfordert. In der Pflege sprechen Laien oder nicht gut ausgebildete Pflegekräfte bei der Einschätzung eines Patienten davon, dass „kein Dekubitus, sondern nur eine Rötung“ bestehen würde. Dies ist fachlich nicht richtig und kann zu falschen Maßnahmen und gravierenden Hautschäden führen.

Ein Dekubitus der Kategorie 2 bedeutet eine Teilzerstörung der Haut, die sich als oberflächliche offene Wunde oder mit einem wässrigen Sekret gefüllte Blase zeigt. Es liegt ein rot bis rosafarbenes Wundbett vor. Aufgrund der offenen Wunde besteht ein Infektionsrisiko und es ist eine Wundbehandlungspflege erforderlich

Ein Dekubitus der Kategorie III ist eine offene Wunde, bei der alle Hautschichten geschädigt sind. Es kann Fettgewebe unter der Haut sichtbar sein aber Knochen, Sehne oder Muskel liegen nicht offen. Die Wunde kann belegt sein und es können sogenannte tiefe Wund-taschen vorliegen, bei denen kein Kontakt zwischen dem Wundgrund und dem Wundrand besteht. Die Tiefe eines Dekubitus der Kategorie III kann je nach Körperstelle unterschiedlich sein.

Ein Dekubitus der Kategorie IV bedeutet ebenfalls den vollständigen Verlust aller Hautschichten, hier aber mit freiliegenden Knochen, Sehnen oder Muskeln. Beläge oder Schorf an einigen Teilen des Wundgrundes können ebenso vorhanden sein wie Wundtaschen oder Wunhöhlen. Dekubitus der Kategorie IV können sich in Muskeln und unterstützenden Strukturen ausbreiten (z.B. in Faszien, Sehnen oder Gelenkkapseln) und eine Knochenmarkentzündung verursachen.

Bei dieser Dekubituskategorie liegt auch ein vollständiger Gewebeverlust vor, allerdings kann man aufgrund des feuchten oder trockenen Belages auf der Wunde den Wundgrund und die Tiefe nicht erkennen und daher nicht beurteilen, ob es sich um eine Kategorie III oder IV handelt. Der Belag kann aus Eiter, Fibrin (Eiweiß-Wundbelag) oder Schorf bestehen.

Ebenso wie bei den Kategorien III und IV muss schnell eine bedarfsgerechte Wundtherapie durch den Arzt in Zusammenarbeit mit besonders qualifizierten Pflegekräften eingeleitet werden.

Die vermutete tiefe Gewebsschädigung zeigt sich als violetter oder rötlich braun verfärbter Hautbereich. Die Haut kann bei der vtG oberflächlich noch intakt sein oder es liegt eine blutgefüllte Blase vor. Bei der vtG liegt eine Schädigung des tieferen Weichgewebes durch Druck oder Scherung des Gewebes an einem Knochen vor. Es handelt sich daher nicht um einen harmloseren blauen Fleck oder einen Bluterguss. Vielmehr ist in der Tiefe bereits ein schwerer Gewebeschaden entstanden. In der Regel kommt es zu einem rasanten Verlauf mit Freilegung des Gewebes und damit zu einer massiven offenen Wunde. Bei einer vtG müssen sofort Maßnahmen der Druckentlastung und Beseitigung von Scherkräften eingeleitet werden.

Was Sie als Angehöriger wissen müssen und wichtige Fragen

Unbeweglichkeit ist die wichtigste Ursache. Je länger ein Mensch unbeweglich in derselben Position sitzt oder liegt, desto größer ist die Gefahr des Wundliegens. Sie kennen sicherlich das Gefühl, dass Ihnen bei langem Sitzen der „Hintern“ weh tut. Automatisch verändern Sie Ihre Sitzposition. Oft führen wir unbewusst unzählige und kleinste Bewegungen durch. So schützen wir uns alle vor dem Wundliegen.

  • Menschen, die sich nicht mehr ausreichend bewegen können.
  • Menschen, deren Haut häufig und lange feucht ist, z. B. durch Urin oder Schweiß.
  • Menschen mit Wahrnehmungsstörungen. Sie nehmen den Druckschmerz nicht mehr ausreichend wahr und verändern deshalb ihre Position nicht.

Dazu gehören z. B. auch Personen mit Schlaganfall, die ihre gelähmte Seite nicht mehr wahrnehmen, Diabetiker, die ihre Füße nicht mehr richtig spüren oder Menschen, die starke Schmerzmittel zu sich nehmen müssen.

1. Bewegung ist die beste Vorbeugung.

Auch kleine Bewegungen haben große Wirkungen. Wichtig ist, dass diese Bewegungen regelmäßig durchgeführt werden. Wie häufig, das ist von Mensch zu Mensch verschieden. Darum holen Sie sich Rat bei einer Pflegefachkraft. Diese kann mit Ihnen zusammen einen persönlichen Bewegungsplan für die betroffene Person erstellen. Es ist außerdem wichtig, dass Sie im Alltag Anreize schaffen, dass sich Ihr Angehöriger bewegt.
In speziellen Kursen lernen Sie, wie Sie Menschen mit wenig Kraftaufwand bewegen. Fragen Sie einen Pflegedienst, Ihre Pflegekasse/Krankenkasse oder Ihren Arzt.

2. Feuchte Haut vermeiden

Es ist wichtig, dass Sie feuchte Kleidung und Einlagen sofort entfernen. Danach reinigen Sie die betroffene Haut mit warmem Wasser und trocknen diese gut ab. Denn die Haut wird durch Urin oder Schweiß angegriffen und verliert so ihre Schutzfunktion. Zur Reinigung verschmutzter Hautbereiche ist der Einsatz von pH-neutraler Seife oder Waschlotion empfehlenswert. Anschließend sollte mit klarem Wasser nachgewaschen werden. Die gut abgetrocknete Haut kann anschließend mit einem rückfettenden Hautpflegeprodukt eingecremt werden.

3. Aufmerksam sein!

Bitten Sie Ihren Angehörigen, sich frühzeitig zu melden, wenn er nicht gut liegt bzw. sitzt. Oder wenn er Schmerzen, Juckreiz oder Kribbeln spürt. Denn Menschen, die im Rollstuhl sitzen oder lange Zeit im Bett liegen müssen, berichten oft, dass sie spüren, wie eine Körperstelle wund wird. Es ist wichtig, solche Empfindungen zu beachten und die Position des Betroffenen zu verändern. Auch, wenn er sich erst seit kurzem in dieser Position befindet.

Wundliegen können Sie frühzeitig erkennen, wenn Sie die Haut am ganzen Körper regelmäßig betrachten. Dies können Sie gut während der täglichen Körperpflege tun.

Achten Sie dabei besonders auf rote Stellen und Wunden.

Der Fingertest kann Ihnen dabei helfen. Wenden Sie diesen aber niemals bei offenen Wunden an! So gehen Sie beim Testen vor:

  1. Bringen Sie die betroffene Person in eine bequeme Lage. Die gerötete Hautstelle sollte gut zu sehen sein. Sorgen Sie für eine helle Beleuchtung.
  2. Drücken Sie mit einem Finger kurz (ca. eine Sekunde lang) auf die gerötete Hautstelle.
  3. Bewegen Sie Ihren Finger wieder von der Stelle weg und betrachten Sie die Hautstelle.

Ist die Haut nicht beschädigt, verfärbt sich die gedrückte Hautstelle zunächst weiß. Anschließend nimmt sie wieder die vorherige Farbe an. Bei Wundliegen verfärbt sich die gedrückte Hautstelle nicht weiß, sondern bleibt rot.

Informieren Sie sofort Ihren Hausarzt und Pflegedienst, falls vorhanden oder den Ansprechpartner Ihrer Kranken- bzw. Pflegekasse.

Diese werden dann die geeigneten Maßnahmen zur Behandlung mit Ihnen absprechen und gemeinsam mit Ihnen durchführen. Oftmals können individuelle ausgewählte Spezialmatratzen und weitere Hilfsmittel gegen Dekubitus sinnvoll sein.

Zahlen und Fakten

  • 600.000 Menschen in Deutschland leiden an einem Dekubitus

  • 40,7 Prozent der Dekubitusrisikopatienten werden mangelhaft gelagert bzw. unzureichend mit Hilfsmitteln versorgt (Quelle: Medizinischer Dienst)

  • Die jährlichen Folgekosten für die Dekubitusversorgung werden auf mindestens 2,5 Milliarden Euro geschätzt (Quelle: ARD, Plusminus)

  • Kosten für die Therapie eines Dekubitus: 10.000 - 40.000 €

  • Kosten für geeignete Präventionsmaßnahmen: 3 - 5 Prozent der Therapiekosten (Quelle: Sellmer, Stiftung Pflege)

Haben Sie Fragen?

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